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Eine unheimliche Heimreise

 

Der dunkle Schleier der Nacht hat sich über die Lande gelegt. Von großen, dunklen Wolken bedeckt, scheinen in dieser Nacht keine Sterne am Firmament. Bloß der Mond lugt hinter den schweren Wolken hervor und scheint auf Dich, während Du seine Spieglung auf der Wasseroberfläche betrachtest. Du befindest Dich am Rande des waldelfischen Schiffes und blickst schon seit einer Weile auf das offene Meer hinaus, erwartest sehnsüchtig, dass das Schiff endlich Eryn en Galadh‘âer erreicht. Du erblickst schon die Bucht und weißt, es dauert nicht mehr lange, bis das Schiff am Hafen anlegt. Gerade, als das Schiff in die Bucht einfährt, bemerkst Du wie der leichte Nebel der Nacht sich dichtet und jenen Ort bedeckt, sodass Du nicht einmal die eigene Hand mehr sehen kannst. Du hörst plötzlich kleine Glocken klirren, dann ist es unheimlich still. Zu still. Der Nebel lichtet sich langsam, doch genug, dass Du nun am fernen Ufer in der Nähe der waldelfischen Stadt Lichter erblickst. Du erkennst ein großes Zirkus Zelt im Nebel, umgeben von warmen, bunten Lichtern. Viel mehr erkennen kannst Du jedoch nicht, denn der Nebel lässt es nicht zu und das Schiff zieht vorbei.

In Eryn angekommen, stellst Du fest, dass auch die Stadt vom Nebel eingenommen ist. Doch glücklicherweise kannst Du noch die Umgebung ausmachen und die eigenen Hände sehen, während Du Dich von den Lichtern der Laternen leiten lässt. Du begibst Dich auf Deinen Weg, als Du plötzlich die Schemen einer kleinen Gestalt, so groß wie ein Menschenkind, durch den Nebel huschen siehst. Ehe Du sie erkennen kannst, ist sie schon wieder ganz wo anders. Zunächst blickst Du verwirrt um Dich. „Wie kann es sein, dass jene Gestalt eben noch vor mir und einen Wimpernschlag später dort hinten erschienen ist? Fast schon, als wären es zw-” Dein Gedanke wird von Kichern unterbrochen. Es klingt sehr ähnlich, Du kannst kaum ausmachen, ob es ein oder zwei Kinder sind, die sich einen Spaß mit Dir erlauben. Dennoch überkommt Dich ein Unbehagen, denn in jener Szenerie wirkt das Kichern doch recht unheimlich auf Dich. Besonders, als es von klirrenden Glocken begleitet wird. „Wie die Glocken von den Hofnarren am königlichen Hofe Brachhains, nur…“, denkst Du. Plötzlich huscht die Gestalt um Dich herum. Verängstigt folgst Du ihr mit den Augen, ehe Du Dich umblickst wohin sie verschwunden ist und von hinten geschubst wirst. Du fällst direkt unter das Licht einer Laterne. Während Du zu jener aufblickst und von ihr geblendet wirst, weißt Du nicht, wie Dir geschieht. Nur um ein Haar hatte Dein Kopf einen Stein verfehlt. „Wie kann das sein, ich hatte die Gestalt doch im Auge? Waren es doch zwei Gören?“

Etwas in Deinem Augenwinkel zieht Deine Aufmerksamkeit auf sich. "Ist das..." Erschrocken davon vernimmst Du das gehässige und schadenfrohe Kinderkichern wieder. Es müssen zwei Gestalten sein, nun bist Du Dir sicher. Du springst schnell auf. "W-was soll das?" fragst Du, am Leibe zitternd. Ist es die Angst? Oder der frische Herbstwind auf Deiner Haut? Plötzlich verstummt das Gekichere, die Gestalten huschen schneller durch die Gassen, als Deine Augen ihnen folgen können. So hörst Du nur das Klirren der Glocken, ehe plötzlich beide Stimmen beginnen, eine Zirkusmelodie zu singen. Es ist eine allbekannte, klassische Melodie, zu der einem gewiss das Gemüt erblüht. Doch in dieser Szenerie ruft sie eine Gänsehaut bei Dir hervor. Du beschließt, klüger als jene in all den Gruselgeschichten zu sein, die Du nur all zu gerne liest und nicht herausfinden zu wollen, was hier vor sich geht. Stattdessen eilst Du, schneller als Du denken kannst, den Weg entlang, während jener Gesang leise im Nebel vergeht. In dieser Nacht findet Dein Geist keine Ruhe. Du träumst von jenem Zirkus, den Du am Ufer erblicktest. Das Bild des großen, verführerischen Zirkuszeltes geht Dir nicht mehr aus dem Kopf. Als Du am Morgen erwachst, zieht es Dich in der Sicherheit des Tages wieder an jenen Ort, an denen Du den zwei Gestalten begegnet bist und erblickst Flugblätter, wohin das Auge reicht. Sie sind in aller Munde und wurden in jeder großen Stadt der umgebenden Reiche verteilt.

Du erblickst auf dem Flugblatt eine rotgrüne Narrenmaske mit kleinen Glöckchen an den Zipfeln, drei Augen, einem katzen-ähnlich geformten Mund und jeweils drei Schnurrhaaren an der Wange. Allein der Anblick bereitet Dir Unbehagen. Das verschmitze Augenpaar...und vor allem das dritte offene Auge inmitten der Stirn, als würde es Dir direkt in die Seele starren. Des Weiteren kannst Du folgendes auf dem Flugblatt lesen:

>> Höret, so höret! Zialris Ravum hat nahe dieser Landen angelegt und veranstaltet zur Eröffnung ihrer neusten Darbietung ein Maskenfest, so skurril wie Zialris Ravum selbst. Gen 14ter Stund' am 23sten Tage des 10ten Mondes beginnt das Fest. Werft Euer schrillstes Gewandt über, legt Eure Maske an und seid Ihr selbst, oder auch nicht... Doch vergesst eines nicht, dieser Zirkus ist nichts für schwache Nerven.<<

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